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5. Juni / Oscar

22:00 Uhr

von Sergio Morkin
Argentinien 2004, 61min, Dokumenation

Oscar Brahim fährt zwölf Stunden am Tag in Buenos Aires Taxi um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er fühlt sich von den Anzeigen-Tafeln und Plakatwänden bombardiert und belästigt. Im Kofferraum seines Peugeots hat er Farben, Pinsel, Plakate, Kleister, Schere und allerlei mehr, um sich gegen diese Angriffe zur Wehr zu setzten: "Im Taxi mache ich jeden Tag visuelle Übungen: ich fahre und sehe Farben, Werbung, Poster, immer mehr Poster. Die Leute meckern & diskutieren über alles - aber nicht über die Werbung. Ich wünschte mir oft, jemand würde mal so eine Anzeige durchstreichen, um zu sagen: du bedeutest gar nichts - du störst nur."

Oscar verfolgt eine ähnliche Linie wie der Pariser ZEVS, indem er versucht die ursprüngliche Manipulation von Werbung außer Kraft zu setzten. Durch hinzufügen von Plakat-Collagen und Malerei deutet er die Aussagen und Aufforderungen der Werbe-Botschaften um. Seine Interventionen sind frech, witzig, makaber - aber vor allem ein Stolperstein in der eingeschränkten Wahrnehmung des Großstadtalltags. Durch seine neue Leidenschaft gerät er in viele Schwierigkeiten, die keine juristischen sind. Zwischen finanziellen Sorgen und Ehe-Problemen führt Oscars Weg bis in die Institutionen von Kunstwelt und Werbung. Der Film schildert drei Jahre im Leben von Oscar. Die Wirtschaftskrise 2001 macht große Einschnitte in Oscars Realität, trotzdem leistet Oscar weiterhin Widerstand mit seinen Arbeiten im öffentlichen Raum.

Und während viele in diesem Ausnahmezustand eine Revolution sahen, behielt Oscar mit seiner Prognose Recht: "Als 2001 die Krise kam schrien alle: 'sie sollen alle abhauen!' Werbung wurde abgerissen & vernichtet, man war wütend. Es gibt jetzt zwar keine Regierung mehr, aber alle haben Angst selber das regieren zu übernehmen. Die Leute begreifen nicht - sind sich nicht bewusst darüber, was da abläuft. Und deshalb wird alles so bleiben wie es immer war, das macht mich am wütendsten!" So hat Oscar in der Retrospektive bereits diesen Vibe der bevorstehenden Erschütterung visualisiert. Und der Mittelklasse den Spiegel vorgehalten, die sich nur bewegt, wenns an den eigenen Wohlstand geht. Dieser Film entstand über mehrere Jahre und zeigt eine Vielzahl seiner längst verschwundenen Arbeiten. Gleichzeitig sieht man viel vom lauten, großspurigen, europäischen und trotzdem verlockenden Buenos Aires.

Link zur Homepage: www.elcampocine.com.ar


Oscar Brahim drives twelve hours a day in his taxi to make a living in Buenos Aires. He feels attacked and abused by the advertising and commercial-billboards. In the trunk of his Peugeot he stores paint, brushes, glue, scissors posters and things alike to defend himself against this pollution: "In my taxi I make visual exercises every day - I drive and see colors, avertisement, posters and more posters. People are always complaining & argueing about something. But not with the commercials. I wish somebody would come and cross it out, just to show that he doesn't agree with that." As soon as the flag of his taxi turns to “ empty”, he pulls over, borrows somebody’s ladder and starts to work with his elements on publicity posters, using collage and painting techniques.

Oscar is following a similar idea like the artist ZEVS from Paris - manipulating the message of the advertisment by a visual intervention. Oscar does that by through poster-collages and paintings, creating a new meaning. His interventions are humorous, satiric and disobedient - but more than anything else they are the stone that could make you stumble, while you are caught up in the urban daily routine. Through his new passion Oscar gets in trouble with his wife and boss.

The documentary portrays three years in Oscar’s life and how the originality and the strength of his production raises the interest of academic groups and the attention of the media. In the meanwhile Argentina’s crisis deeply affects Oscar’s reality, but he keeps on offering resistance with his artwork. In retrospective it becomes clear that Oscar has captured the vibe from argentinas upcoming economic crisis - and visualized it through his interventions in public space. This film shows a large number of his vanished billboards and lots of images from Buenos Aires - were everything is extra-large, european flavoured and still tempting.

Oscar

Location: 3001 Kino, Schanzenstraße 75

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